Ende 2000 haben wir ein neu erbautes Einfamilienhaus bezogen.
Mit einer ca. 12 cm Dämmung wurde der Bau nach damaligen Maßstäben als Niedrigenergiehaus eingestuft. Zu dieser Zeit war es auch selbstverständlich, auf eine moderne Brennwert-Gasheizung mit zentraler Warmwasserversorgung zu setzen. Wie sich viel später herausstellte, war unsere Entscheidung für eine Fußbodenheizung auf beiden Etagen nicht nur für unser Wohlbefinden perfekt, sondern auch für den späteren Wechsel der Heizungsart.
Mehr für die Optik und den Kuschelfaktor haben wir uns zusätzlich für einen Kaminofen aus Speckstein im Wohnzimmer entschieden. Um das Abgasrohr wurde ebenfalls aus Speckstein eine optisch ansprechende Box gebaut. Von dort wird aufgeheizte Luft über einen Wanddurchbruch ins Treppenhaus abgeführt – seit 2021 unterstützt durch einen kleinen USB-Ventilator, was einen erstaunlichen Effekt hat.
Im Jahr 2013 haben wir eine Solaranlage (Photovoltaik) nachgerüstet, um unsere Stromkosten beim Energieversorger (hier: „grüner“ Strom) zu reduzieren und einen Beitrag für die Umwelt zu leisten. Damals waren Batteriespeicher noch nicht etabliert, sondern eher Bastelware (z.B. alte LKW-Batterien im Keller). Also starteten wir erstmal ohne Speichermöglichkeit. Trotzdem hat die PV-Anlage zu einer ersten Bewusstseinsänderung bei uns geführt, denn plötzlich war es spannend, wie es gelingen kann, möglichst viel vom selbst produzierten Strom auch tatsächlich selbst zu verbrauchen und nicht für wenig Geld ins Stromnetz einzuspeisen. Meine Frau eröffnete eine Art Challenge mit dem Satz „Die Waschmaschine mache ich erst morgen an, denn dann soll die Sonne scheinen“. Ohne Batteriespeicher als Puffer galt es, die ausgerechnet während der Arbeitszeit am stärksten produzierte Energie möglichst sofort zu verbrauchen. Homeoffice war damals noch nicht so angesagt. Also wurde auch schon mal die Waschmaschine über eine Zeitschaltuhr gestartet. Auch über smarte Steckdosen haben wir nachgedacht, aber das war uns damals noch zu neu und unbekannt. Natürlich haben wir in den ersten Wochen intensiv die Produktion und den Verbrauch des Eigenstroms analysiert, aber irgendwann hatte sich alles eingespielt. Elektrische Geräte wurden vermehrt bei Sonne und möglichst nicht gleichzeitig, sondern nacheinander benutzt, um mit der eigenen PV-Energie auszukommen. Die wirklich banalen Umstellungen unseres Verhaltens haben wir niemals als Verzicht oder Einschränkung empfunden. Es muss halt nur mal „Klick“ im Kopf machen, um den vollen Geschirrspüler erst dann zu starten, wenn die Waschmaschine fertig ist.
Als 2021 die Problemchen mit unserem geliebten aber auch in die Jahren gekommenen Audi langsam zunahmen, sahen wir uns gezwungen, Abkehr von dem Plan zu nehmen, als nächstes Auto ein Wasserstofffahrzeug anzuschaffen. Denn die Zeit dafür war und ist leider noch nicht reif. Nach Analyse unseres aktuellen und künftigen Fahrverhaltens stand die einzige für uns richtige Entscheidung schnell fest: ein (reines) E-Auto musste her. Und das sollte überwiegend mit selbst produziertem Strom geladen werden. In der Folgezeit haben wir sehr viel recherchiert. Es musste eine PV-Erweiterung her. Aber beide PV-Anlagen sollten aus Platzgründen über nur einen Wechselrichter laufen. Natürlich sollte jetzt auch endlich ein Batteriespeicher angeschafft werden. Und eine Wallbox mit intelligenter Steuerung, damit gewählt werden kann, ob das Auto normal mit 11 KwH geladen werden soll, oder nur mit Überschussstrom, also dem Strom, der sonst ins Netz abgegeben wird, weil die Batterie bereits voll und der aktuelle Eigenverbrauch gering ist.
Glücklicherweise hatten wir viele Jahre sparsam gelebt und monatlich Geld zurückgelegt.
Denn jetzt kam vieles auf einmal. Das E-Auto haben wir jedoch lieber geleast, da die technische Entwicklung so schnell voranschreitet, dass sich für den Verkauf eines 3 bis 5 Jahre alten oder noch älteren E-Autos kaum ein Käufer wird finden lassen. Also floss der Verkaufserlös des Audi auch in die neue PV-Anlage.
Im Februar 2022 wurde die bestehende PV-Anlage nach unseren Vorstellungen erweitert. Die wesentliche Erkenntnis: ein Batteriespeicher ist ein Gamechanger. Wir hatten uns für eine modular erweiterbare Batterie entschieden, die wir jederzeit aufrüsten können. Jetzt endlich konnten wir den tagsüber produzierten Strom für den Abend und die Nacht speichern. Die Restenergie reichte sogar den gesamten Vormittag mit Kaffee- und Teezubereitung, Backofennutzung u.v.m. Die Batterieladung reichte immer locker bis zur Mittagszeit. Und dann sorgte das Licht bzw. die Sonne (auch bei Bewölkung) wieder für einen neuen Ladezyklus. Am späten Nachmittag war der Speicher wieder gefüllt.
Es schien perfekt.
Bis zu dem Zeitpunkt, als uns klar wurde, wieviel Energie wir trotz Speicher und E-Auto ungenutzt ins Netz abgeben. In dieser Zeit begannen auch die Probleme um Nordstream 2, weshalb bei uns langsam der Plan reifte, den Gasbedarf für Heizung und Warmwasser zu reduzieren – bestenfalls auf Null.
Jetzt zahlte sich unsere Entscheidung für eine Fußbodenheizung aus. Denn eine sogenannte Flächenheizung ist Grundlage für die geringeren Vorlauftemperaturen einer Wärmepumpe. Wieder wurde lange recherchiert. Denn die Wärmepumpe sollte mit dem Solarmanager korrespondieren, der bislang dafür sorgte, dass das E-Auto mit Überschussstrom geladen werden kann. Der sollte jetzt auch die Steuerung der Warmwasserbereitung übernehmen und möglichst dann starten, wenn Überschussstrom vorliegt – auch wenn aktuell gar kein warmes Wasser benötigt wird. Der gut gedämmte Warmwasserspeicher sorgt damit für einen zusätzlichen Puffereffekt.
Nach Auswahl des richtigen Produktes, Klärung der Förderzuschüsse (immerhin 35%!) und einem weiteren Kassensturz stimmten wir einen Installationstermin ab. Seit Anfang Oktober läuft nun die komplette Anlage. Und wieder beginnt die Challange. Denn man muss sich erstmal über seinen täglichen und wöchentlichen Energie-, Warmwasser- und Wärmebedarf klar werden. Mit den Uhrzeiten für den täglichen Warmwasserbedarf wird der Solarmanager gefüttert. Der sorgt dann für die tägliche Wohlfühlatmosphäre ohne dass man selber fleißig versucht, manuell die Zeiten der Warmwasserbereitung in Abhängigkeit von Bedarf und Sonneneinstrahlung in Einklang zu bringen. Der aktuell noch häufige Blick auf das Solarportal und die Verbrauchsanalyse sowie das Hinterfragen des eigenen Verhaltens machten uns regelrecht Spaß und sorgen für einen bewussteren Umgang mit Energie. Den Gaszähler holt der Netzbetreiber demnächst ab. Und Putin kann sich andere Abnehmer suchen.
Wir sind froh, diesen Schritt gegangen zu sein.
Abschließend ein paar Hinweise und Daten aus unseren Rechercheerkenntnissen:
auch ohne vorhandene Fußbodenheizung kann man mit PV-Energie heizen -über Infrarot-Flächenheizungen. Die können richtig schick sein.
Zudem kann oftmals eine vorhandene gasbetriebene Warmwasserbereitung durch einen solargestützten Heizstab im vorhandenen Warmwasserspeicher unterstützt werden, ohne gleich auf eine Wärmepumpe umsteigen zu müssen.
Vor der Installation der PV-Anlage und des Batteriespeichers dachten wir immer, viel Leistung bei elektrischen Geräten sei gleichbedeutend mit Komfort. Sei es, dass der Wasserkocher oder die Kaffeemaschine schneller fertig ist oder der Staubsauger (vermutlich) noch mehr Schmutz schafft. Jetzt wissen wir: manchmal ist weniger besser. Dass ein Miele-Staubsauger trotz deutlich geringerer Leistung als der No-Name-Vorgänger viel besser saugt, macht schon nachdenklich. Und dass ausgerechnet ein erheblich längeres Programm von Geschirrspüler oder Waschmaschine das sogenannte Eco-Programm sein sollte, hatte uns zunächst verwirrt. Irgendwann sackte ins Bewusstsein, dass wir bei Geräten oder Programmen mit weniger Leistung keinen zusätzlichen Netzstrom mehr brauchten, weil die Abgabegrenzen der eigenen PV-Anlage oder des Batteriespeichers nicht überschritten wurden. Auch das trägt dazu bei, den Bedarf an zusätzlichem Netzstrom auf ein Minimum zu reduzieren.
Das gute Gewissen wird frei Haus geliefert 😉
Zwischen Mitte Februar und Mitte Oktober 2022 hat unsere PV-Anlage (noch ohne Wärmepumpe) über 8.000 kWh erzeugt und damit ca. 3,20 t CO2 eingespart.
In diesem Zeitraum haben wir mangels Eigenbedarf mit 3.300 kWh verhältnismäßig viel selbst erzeugte Energie ins Netz abgegeben. Das hat sich mit dem Einbau der Wärmepumpe geändert. Der Batteriespeicher ist jetzt regelmäßig nach der ersten Warmwasserbereitung am morgen bei ca. 0 % und für das Frühstück brauchen wir öfter einen kleinen Anteil Netzstrom. Falls uns dieser Anteil zu groß wird, können wir den Batteriespeicher um ein weiteres Modul (2,4 kWh) aufstocken und ggf. auch die PV-Anlage noch etwas erweitern.