Palmöl – Ein Reisebericht

Da uns dieses Thema schon eine ganze Weile interessierte und wir sehr sehr naturverbunden sind, machten wir uns vor einigen Jahren zu einer Reise nach Sumatra auf, um die Auswirkungen mit eigenen Augen zu sehen. Im Februar 2010 landeten wir in Medan auf Sumatra und trafen dort auf unseren einheimischen Reisebegleiter Alaan, der sich sehr gut auf der Insel auskennt und gleichzeitig auch unserer Übersetzer war, um mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Er hatte uns einen Fahrer mit einem geländegängigen Fahrzeug besorgt, mit dem wir in Richtung
Norden fuhren.

Kaum waren wir aus der Stadt raus, wurde es sehr grün. Doch leider dauerte der schöne Anblick des dichten Dschungels, der Obstbaumplantagen und der Reisfelder nicht lang. Stattdessen fuhren wir stundenlang vorbei an Palmölplantagen. Soweit das Auge reichte sahen wir Palmenpflanzen in Reih und Glied.

Der einzige Unterschied bestand in der Wuchshöhe, also in ihrem jeweiligen Alter. Kam uns mal ein
LKW entgegen, der nicht Berge von abgeernteten Palmfrüchten vom Feld oder Palmöl aus der riesigen Fabrik geladen hatte, waren es Transporte von gefälltem Dschungelholz.

Wir bekamen einen ersten beklemmenden Eindruck. Bei einem spontanen Stopp sprachen wir einen Arbeiter an, der gerade mit dem Ernten der Palmfrüchte beschäftigt war. Früher war er Bauer, nun arbeitete er für die Palmölfabrik, die hier in der Umgebung alles Land (egal ob Acker oder Dschungel) aufgekauft, vorhandene Vegetation gerodet oder verbrannt und mit Palmen bepflanzt haben.

Tiere sahen wir in diesen Monokulturen so gut wie keine. Erst als wir unsere Zielregion um Bukit Lawang im Norden der Insel erreichten, wandelte sich glücklicherweise das Bild. Hier waren wir von Dschungel, Flüssen und einer Vielzahl von unterschiedlichen Tieren umgeben Um zu unserer gemieteten Hütte im Gunung Leuser Nationalpark zu kommen, mussten wir einen Fluss mit einem Flos überqueren. Jetzt waren wir
mittendrin im Paradies. Es war nicht nur für uns paradiesisch, sondern auch für die Tierwelt. Denn Flora und Fauna waren noch intakt, da die Palmölfabrikanten noch nicht so weit vor gedrungen waren. Im Gegenteil – hier sorgten Umwelt- und Tierschutzorganisationen mittlerweile gemeinsam mit der ansässigen Dorfbevölkerung für den Erhalt dieser atemberaubenden Umgebung.

Seit 2004 zählt dieser Nationalpark zum UNESCO-Welterbe. Er ist eine wichtige Zuflucht für bedrohte Tierarten wie den Sumatra–Orang-Utan (das heißt ins Deutsche übersetzt übrigens „Mensch des Waldes“), den Sumatra–Tiger und das Sumatra– Nashorn. Wir konnten die hier noch frei lebenden oder auch durch ein Rehabilitationszentrum (wurde 1973 von einer Schweizerin gegründet) wieder ausgewilderten Orang-Utans beobachten. Auch Orang-Utans, die durch Regenwaldrodungen für das Anlegen von Palmölplantagen in Bedrängnis geraten, finden hier ein neues Zuhause. Es war sehr bewegend, diese sensiblen und uns sehr menschenähnlichen Geschöpfe aus nächster Nähe zu beobachten. Doch es gab auch noch viele andere Tiere wie z.B. Makakken, Thomas Leaf Äffchen, schwarze und weiße Gibbons, Schlangen, Warane, Honigbären, Schildkröten und eine Vielzahl von Vögeln und Schmetterlingen im Dschungel zu entdecken. Und so verging der Tag eigentlich viel zu schnell.

Am nächsten Tag ging es wieder quer durch den Dschungel nach Tankahan. Hier befindet sich eine
Auffangstation für Elefanten. Diese wurden entweder aus schlechter Haltung befreit oder es handelte sich um „Problemtiere“, die aufgrund der immer kleiner werdenden Urwaldflächen immer dichter an die Dörfer kamen und die Ernte der Bauern fraßen oder zertrampelten. In der Station werden die Tiere bei Bedarf aufgepeppelt und wenn möglich als „Arbeitselefanten“ ausgebildet. Sie transportieren beispielsweise Besucher von ihrem Quartier zur Station, helfen den Bauern bei der Arbeit auf dem Feld oder transportieren Ernte / Brennholz.

Dadurch finanziert sich die Station und darüber hinaus erkennen die Bewohner der Umgebung den Nutzen der Tiere und nehmen sie nicht mehr als unliebsame Eindringlinge wahr. Und die Elefanten bekommen nach getaner Arbeit ein Bad im Fluss mit ausgiebiger Bürstenmassage sowie anschließend leckerem Essen.

Doch all die schönen Erlebnisse dieser Tage konnten uns leider nicht unsere Sorgen über die Zukunft der dortigen Flora und Fauna aber auch der Bevölkerung nehmen. Denn die Palmölindustrie ist groß, gut vernetzt, hat Geld und ist immer auf der Suche nach neuen Arealen. Und damit werden nicht nur Lebensräume an dem ein oder anderen Ende der Welt vernichtet, sondern es hat auch unmittelbare Auswirkung auf das Weltklima und somit auch für uns. Nach unserer Rückkehr fühlten wir uns bestärkt in unserem bisherigen Handeln – nämlich beim Einkauf von Produkten auf die Inhaltsangaben zu achten. Wir kaufen konsequent nichts mehr, das offensichtlich Palmöl enthält. Und darüber hinaus haben die eindrucksvollen Erlebnisse dazu geführt, dass wir für einen Orang-Utan eine Patenschaft übernommen haben und mit monatlichen Spenden dafür sorgen, dass der Urwald wieder aufgeforstet wird.
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https://www.orangutan.de/
https://orang-utans-in-not.org
http://www.lebenswald.org
Einen SWR-Film zum Thema finden Sie hier: Link
Wir hoffen, wir konnten Ihnen die Wichtigkeit des Themas „Vermeidung von palmenölhaltigen
Produkten“ nahebringen und würden uns sehr freuen, wenn Sie aktiv teilhaben am Erhalt unserer
wunderschönen und artenreichen Welt.
Iris und Oliver Nicksch

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